Breathe!

Stille.

Frieden.

Ein Gefühl der Schwerelosigkeit.

Ich spüre meinen Körper nicht. Dafür ist mein Geist so lebendig, dass ich meine Umgebung genau wahrnehme. Ich lausche mit geschlossenen Augen:

Das Rauschen der Blätter. 

Das Plätschern eines kleinen Bachs irgendwo in der Nähe.

Die Vögel in den Baumkronen.

Das Schrillen einer Sirene?

Breathe!

Ich versuche zu atmen und den Lärm auszublenden. Mich nur auf die Stille zu konzentrieren. Auf das Gefühl der Harmonie, das mich durchflutet. Darauf, eins zu werden mit der Natur, die mich umgibt. Wärme breitet sich in mir aus und ich beruhige mich. 

Ich bin glücklich. 

Entspannt.

Breathe!

Ich spüre meinen Körper wieder. Spüre die trockene Rinde des Baumstamms unter meinen Füßen. Die Sonne auf meiner Haut. Den sanften Luftzug des Windes, der den satten Geruch von Moos und feuchter Erde zu mir herüberweht. Und den von – 

Feuer?

Die Sirene schrillt jetzt lauter. 

Durchdringt meinen Einklang. 

Ich verspanne und mein Brustkorb fängt an zu schmerzen. 

Ich versuche zu atmen.

Breathe!

Der Lärm zerrt an mir, will mich wegreißen aus der Harmonie des Waldes.

Er übertönt das Rauschen der Blätter. 

Das Plätschern des kleinen Bachs irgendwo in der Nähe. 

Die Vögel in den Baumkronen.

Ich versuche, das Geschrei aus meiner Wahrnehmung zu verdrängen. 

Festzuhalten an der Stille.

Versuche, mich am Wohlbehagen festzuklammern, das unaufhaltsam aus meiner Seele rinnt.

Mein Körper verkrampft und der Lotussitz wird unbequem.

BREATHE!

Die Sonne verschwindet hinter einer Wolkendecke und nimmt die Wärme mit.

Ich friere.

Die Sirene schrillt jetzt direkt in mein Ohr, übertönt alles andere und füllt meine Gedanken lückenlos aus.

Statt Schwerelosigkeit fühle ich bleierne Schwere. 

Ich bin so müde.

Ich versuche zu atmen.

You have to breathe!

Ich will nicht aus der Stille auftauchen.

Aus dem Frieden.

Ich will hierbleiben. 

Will wieder zurück in die Schwerelosigkeit.

Der Druck auf meinen Brustkorb wächst ins Unermessliche.

Es tut so weh. 

Ich will schreien. 

Come on! Breathe!

Das Rauschen der Blätter. 

Oder ist es das Blut in meinen Ohren?

Das Plätschern des kleinen Bachs irgendwo in der Nähe. 

Oder ist es ein Wasserstrahl?

Die Vögel in den Baumkronen.

Oder sind es Helikopter?

Hektisches blaues Flackern hinter meinen geschlossenen Lidern.

Und immer noch das Schrillen der Sirene. 

Come on! BREATHE!

Warum kann ich nicht atmen? 

Panik steigt in mir auf.

Ich versuche, die Schwere auf meiner Brust zu sprengen, stemme meine ganze Kraft dagegen. 

Endlich – das Gewicht hebt sich. 

That’s it! Breathe!

Keine Stille mehr.

Kein Frieden. 

Der Baumstamm ist verschwunden. Ich spüre kalten, harten Stein unter meinen nackten Füßen. 

Schreie.

Dröhnen in meinen Ohren.

Das verdammte Schrillen der Sirene.

Wo sind meine Schuhe?

Was ist passiert?

Keep breathing!

Plötzlich ist alles wieder da:

Der Flughafen.

Der laute Knall.

Das gleißende Licht.

Chaos.

Dann Stille.

 

Ich reiße die Augen auf.

Starre in das Gesicht eines Mannes.

Er lächelt, erleichtert.

"Welcome back, Sir. You will be alright!

Just breathe!